„Ich bin auf der Welt. Das zu sagen, bedeutet nichts.“
Wasser, das sich über Steine hinweg in den Fluss reißen lässt. Ein Kind im gestreiften Pulli springt in Zeitlupe in die Höhe. Langsam fallen Regentropfen von den Tannennadeln hinunter.
Ein großer, weißer Kreis umgibt sie und ich, ich sitze darunter.
Eine finnische Dichterin wird von einer deutschen Frau übersetzt. Sie trägt eine Baumwollstrumpfhose. Ich finde das wichtig zu erwähnen. Warum, weiß ich auch nicht mehr.
Sie liest vor, etwas von „Herzenswundwasser“, sie sagt, — und die Deutsche übersetztwieder simultan — „wir verlieren uns in Martrikelnummern, bis dein Staubbeutel klirrt.“
Das Phänomen Hipster ist auch in diesem Land bekannt.
„Dein Auge sticht, es dreht sich nicht.“
Über mir fliegt ein Schwan, ganz langsam, und seine warmen, weichen Flügel breiten sich über mir aus, ich möchte mich hineinlegen, möchte vergessen, dass ich hergekommen bin, weil ich mich vor einiger Zeit für irgendwas Dämliches entschieden habe. Schreiben zum Beispiel.
„Geld kannst du damit nicht machen“, sagt der Onkel im Kopf.
Die finnische Dichterin erzählt, sie habe in einem Jahr zwölf Gedichtbände veröffentlicht, damit sie nicht am Existenzminimum leben muss. Ihre Rechnungen sind mir schleierhaft.
In Deutschland bedeuten 12 Gedichtbände der finanzielle Ruin.
Es fällt mir schwer über diesen Raum zu urteilen, aber alles ist eine schöne Idee.
Die lächelnden Gesichter, die langen, blonden Haare der Dichterinnen, ihr tiefroter Lippenstift im Kontrast.
„Ich bin auf der Welt. Das zu sagen, bedeutet nichts.“
Ich trinke ein Mineralwasser und setze mich in das Rondell, warte bis die Fahrt losgeht.
Ich nehme ein aufreibendes Buch in die Hand und los geht sie, die Fahrt.
Neben mir ein alter Mann mit braunen Flecken auf der Stirn, der unter seiner Brille hervorschaut. Sein Schal fällt in die Seiten hinein.
Eine Protagonistin erzählt von ihrem ersten Mal. Dann bricht sie in ein Waschbecken.
Die Protagonistin raucht eine Zigarette. Sie kann das alles, sagt sie.
Ich kann auch alles, wenn ich nur will.
Weißer Bodendiamant strahlt nach oben. Quietschende Schuhsohlen laufen darüber. Augenpaare hüpfen von Buchdeckel zu Buchdeckel.
Aus meinem Namen kann in einem kleinen, abgetrennten Raum ein Gedicht gemacht werden.
Keine Zeilen erscheinen, der Computer fährt herunter.
Ich kaufe ein Brötchen für 50 Cent.
Ein Gast fühlt sich nie ganz Zuhause.
(addendum: Die finnische Autorin heißt Henriikka Tavi)