Digital Rabbits — Ein Exzerpt der aktuellen Lage im Dorado Digitaliens

Klicken wir uns wieder einmal die Finger für den Weltfrieden wund! Ein Like, zwei Likes, Jan Leyk! Das Internet besteht aus mehr Nullen als Einsen, könnte weniger Schweiger und mehr Tatkräftige gebrauchen. Wenn für Gutmenschen Flüchtlinge zur Ware werden, ist das Wahre auf der Flucht. Und nun: flüchte mit mir ins Wortgefecht!

„Demo“ und „Mode“ teilen sich nicht nur die gleichen Buchstaben, an beiden haftet auch momentaner Sinn. Kaum ein anderes Medium ist in der Lage, Dich so sehr hinzureißen und mitzunehmen wie das weltweite Netz. Den sozialen Netzwerken gehen wir nahezu immer ins Netz. Tun wir nicht? Schaue in Deinen Schrank hinein: vielleicht findest Du noch Dein eselohriges Protestplakat im DIN-A3-Kampf gegen Joseph Kony.

„Was haltet Ihr von der aktuellen Lage? Wegläufer oder Wegläufer? Schreibt es unten in die Kommentarleiste. Abonniert zudem noch meinen Kanal, wenn Ihr es noch nicht geschafft habt!“ Die einzige Situation in der Geschichte der Menschheit, in der „Likes“ oder „Dislikes“ wirklich etwas leisteten, war in der Kampfarena der Gladiatoren im alten Rom.

Wir lesen die Kommentare der Nachrichten über Kommentare rechter Hetzparolen. Dieter Nuhr wird zum „humoristischen Arm der AfD“ — Volker Pispers. Warum kocht die braune Suppe eigentlich über? Woher kommt der ausufernde Rechtspopulismus? Warum lädt Horst Seehofer Victor Orbán nach Bayern ein? Zum Bierchen trinken wohl eher nicht. Oder doch? Planen sie ein „Schocktoberfest“? Die Ablehnung von Menschen anderer Herkünfte und das Verschließen binnen der Grenzen bringt einen Kulturinzest mit sich. Verschließen wir zunächst die Grenzen der Meinungsfreiheit rechter Hassparolen / verbaler Angriffe (Angriffe nicht nur im Sinne der Orthografie solcher Rechten) und speisen Facebook lieber mit Nacktfotos. Errate bitte, welche Sachlage erlaubt ist, welche nicht! Klick mich hart — die nackte Wahrheit.

Hat Bundeskanzlerin Angela Merkel jetzt doch versagt? Traf sie die falschen Entscheidungen? Ist das schon rechte Denke? Schreibe Deine Gedanken in die Kommentarleiste. „Mama Merkel“ sucht gegenwärtig den Bürgerdialog. Potentielle „Liker“ lassen sich jedoch nicht streicheln, aber anstupsen!

Nun sollten wir uns aber keine Sorgen machen. Günther Oettinger ist EU-Kommissar für „Digitale Wirtschaft und Gesellschaft“. „In my homeland Baden-Württemberg we are all sitting in one boat.” Er erhält, so WIRED, den „Preis für inkompetente Internet-Aussagen.“ Seine Englisch-Skills übertreffen geradezu die des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Sein berühmt berüchtigter Satz „You can say you to me“ machte die Runde.

Auch ein Foto machte die Runde. Die Erscheinung des kleinen Jungens, reglos am Strandufer liegend. Das Debakel: Posten, teilen, retweeten oder nicht? Dieses Foto ist ikonografisch für die prekäre Flüchtlingslage geworden, sowie die Ablichtung von 1968, das festhält, wie ein Polizeichef von Saigon einen Vietcong-Captain erschießt. Eine Kamerafrau tritt Menschen und stellt Beinchen. Diese Bilder unterscheiden sich in ihrer Härte, jedoch nicht von ihrer Gräuel und wurden Synonyme.

Es gilt wie sonst auch: auf dem Weg der Entscheidung bleibt jene/r auf der Strecke, die/der nicht wählt. Nun, die Flüchtlinge sind da. Es kommen mehr und mehr und mehr. Man wächst mit seinen Herausforderungen. Und seinen Mitmenschen. Das Ehrenamt entrichtet Verdienste, die mit Geld oder Likes nicht zu bezahlen wären. Werde Digitalflüchtling! Einsatz sagt mehr als tausend Worte. Ich hoffe Du hattest eine angenehme Reise.


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