ARTHELPS: Wie Kunst Kindern im Irak hilft
Gegründet wurde der Verein ARTHELPS von Thomas Lupo, der DesignDirector der Agentur JUNG VON MATT ist. Er wollte das Glück, das er in seinem Leben erfahren hat, mit anderen teilen. Auf seiner letzten Reise in den Irak wurde er von dem Studenten Felix Eichhorn begleitet. Der Verein versteht Kunst als universale Sprache, die ohne Worte auskommt und so Grenzen überbrücken kann.

wyme: Lieber Felix, lieber Thomas, was war der Anstoß, ARTHELPS zu gründen, beziehungsweise den Verein tatkräftig zu unterstützen?
Thomas: Meine Fähigkeiten und Leidenschaft nur für kommerzielle Zwecke zu nutzen war mir schon immer zu wenig. Ich möchte mein Wissen, mein Talent und Fähigkeiten auch für Menschen einsetzen, die im Leben nicht so viel Glück hatten wie ich. Daher gründete ich mit einigen Freunden ARTHELPS; eine Initiative von Kreativen und Künstlern, die Menschen aus sozial benachteiligten Verhältnissen auf ganz besondere Art und Weise hilft: mit Kunst.
Felix: Ich bin in Afrika aufgewachsen und habe dadurch bereits Auslandserfahrung gewinnen können, wohne aber seit ein paar Jahren wieder in Deutschland. Ich möchte das Schöne mit dem Guten verbinden. Es begeistert mich, wenn ich meine Talente und Fähigkeiten mit anderen Teilen kann, damit sie sich in ihrer Kreativität entfalten können. ARTHELPS bietet hierzu die perfekte Plattform. Hier arbeitet man bei den Projekten mit professionellen Kreativen zusammen – und lernt stets dazu.
wyme: Wie kamt ihr auf die Idee, gerade in den Irak als Arthelper zu gehen?
Thomas: Generell lassen wir uns bei allen Projekten oft von unserem inneren Gefühl leiten. ARTHELPS organisiert bereits seit längerer Zeit Projekte mit geflohenen Menschen. Es ist uns wichtig, ein Teil zur Flüchtlingshilfe beizutragen, indem nicht nur hier in Deutschland, sondern auch direkt vor Ort – an der Quelle – einen wichtigen Beitrag geleistet wird. In den Kriegsgebieten leben nämlich viele traumatisierte Menschen, für die unsere Projekte eine wohltuende Möglichkeit sind, innerlich zur Ruhe zu kommen, um Erlebtes zu verarbeiten.

wyme: Wie würdest du das Leben im Irak beschreiben?
T: In dem Camp nahe der irakischen Stadt Mossul leben Tausende von Menschen. Sie alle haben ihre Heimat verlassen, um sich vor Waffen und Hass zu schützen. In der riesigen Flüchtlingsunterkunft wächst die Sehnsucht nach Sicherheit, Geborgenheit und einem sorgefreien Alltag. Einige Städte konnten in den letzten Monaten von der IS befreit werden. Leer stehende Häuser zeichnen diese Stadtteile.
wyme: Was war bislang deine schönste und was war deine schlimmste Erfahrung?
Felix: Wir sind sehr an den Geschichten und Erlebnissen der Menschen vor Ort interessiert. Es ist unvorstellbar was diesen Menschen passiert und in welchen Umständen sie fliehen müssen. Die einen wurden aus dem Schlaf gerissen und sind mit den eigenen Kleider am Leib geflohen, die anderen wurden gefangen genommen und konnten glücklicherweise entkommen. Einige Menschen wurden von ihren Familien getrennt und leben bis heute in der Ungewissheit, ob ihre Angehörigen noch leben. Es ist nicht so einfach eine spezielle Erfahrung zu beschreiben. Jede einzelne Person hat eine bewegende Geschichte.
wyme: Wie kann man eure Tätigkeit unterstützen?
Thomas: ARTHELPS kann auf unterschiedliche Arten unterstützt werden: Man kann Teil des Teams werden und bei unseren Projekten mitwirken oder – egal ob Unternehmen oder Privatperson – ein bestimmtes Projekt durch eine Spende unterstützen. Auch der Kauf unserer Produkte in unserem Onlineshop https://shop.arthelps.de trägt direkt dazu bei, unsere Projektziele zu realisieren. Wir freuen uns auch über Ideen, Kooperationen und über jede Spende, die uns hilft, noch besser zu helfen. Jede Art der Unterstützung ist für uns sehr wertvoll und willkommen. Alleine können wir nämlich nicht viel bewirken, aber wenn wir gemeinsam aktiv werden, können wir die Welt verändern.
wyme: Wenn jetzt jemand Lust bekommen hat, zu helfen, kann bei euch jeder als Arthelper anfangen? Was sind die Voraussetzungen?
Thomas: Bei uns kommt es vorallen auf die Herzenseinstellung an. Uns eint das Gefühl, etwas verändern zu können – in unserem eigenen Leben, unserem Umfeld und Stück für Stück auch in der Gesellschaft. Wir bündeln unsere Stärken für ein besseres Miteinander. Grenzübergreifend und auf Augenhöhe. Voraussetzung ist die Motivation des Einzelnen und ein hohes Maß an Teamfähigkeit, da wir als Team eng zusammenarbeiten.
Wir wollen unser Talent für andere Menschen einsetzen – ehrenamtlich!
wyme: Wie wird eure Arbeit von Einheimischen aufgenommen? Wie von Kindern, wie von den Eltern?
Thomas: Bisher haben wir nur positive Erfahrungen gemacht. Viele wollen an unseren Workshops teilnehmen. Die Eltern freuen sich meist dass es Menschen gibt, die Interesse an ihnen und den Kindern haben. Stifte, Farben, Papier sind keine alltäglichen Gegenstände in diesen Krisengebieten.
Dabei kümmern wir uns durch unsere Projekte um den „inneren Menschen“. Mut, Selbstbewusstsein, Vertrauen, Hoffnung, Wahrnehmung eigener Talente und Fähigkeiten sind oft Dinge, die von außen nicht sichtbar sind – aber wesentliche Bestandteile des Menschen und für jeden von großer Bedeutung sind. Die ermutigenden Wahrnehmungen eigener Fähigkeiten und Kräfte sollen den Workshop-Beteiligten durch unsere Kreativ-Projekte sichtbar und bewusst werden.
Wir versuchen quasi mitten in ihrem trüben, monotonen und routinierten Umfeld eine neue Welt zu schaffen, in der die Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Wir möchten eine Atmosphäre der Freiheit vermitteln. Sie sind frei, neue Dinge auszuprobieren, zu experimentieren, sogar Fehler zu machen! Jeder Einzelne ist geliebt, wertgeschätzt und willkommen – und das spüren die Kinder. Sie beginnen aus ihrem tristen Alltag auszubrechen.
Wenn du jetzt Lust bekommen hast, ARTHELPS zu unterstützen, kannst du dich auf der Website von ARTHELPS oder bei Facebook näher informieren.